Thomas Voigt
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Seine Melodien kennen Millionen, seine Geschichte nur wenige: Schon in den 1920er und 1930er Jahren war Robert Stolz ein Star. Die Nazis hofierten ihn, konnten ihn jedoch nie vereinnahmen. Stolz verhalf vielen Juden zur Flucht, bis er selbst aus Wien flüchten musste und dabei sein Leben riskierte. In Paris wurde er als „feindlicher Ausländer“ interniert. Im Fußballstadion Colombes mit 70.000 Menschen unter freiem Himmel zusammengepfercht, bekam er eine doppelseitige Lungenentzündung. Louise Ulrich, seine spätere Frau „Einzi“, kaufte ihn frei und pflegte ihn gesund. Beide immigrierten in die USA, dort wurde die Musik von Stolz zum Synonym für „die gute alte Zeit“.

Nach dem Krieg kehrte der damals 66-Jährige nach Wien zurück und machte eine große Alterskarriere. 1963 dirigierte Stolz erstmals in Israel. Auf dem Programm standen Walzer und Wiener Operettenlieder. Entgegen der Warnungen der Veranstalter setzte er durch, dass die Lieder auf Deutsch gesungen wurden. Damit brach er ein Tabu – und zugleich das Eis bei einem Großteil des Publikums: Viele Zuhörer weinten. Nach dem ersten Konzert dankte Shimon Peres dem Musiker mit den Worten: „Sie haben uns von einem Trauma befreit“.